< Hiob 7

Listen to this chapter • 1 min
[1] "Ist der Mensch auf Erden nicht immer im Dienst, so wie ein Söldner jeden Tag?
[2] Wie ein Sklave sich nach Schatten sehnt, wie ein Tagelöhner nach dem Lohn,
[3] so sind mir leere Monate beschert und Nächte voller Mühsal zugeteilt.
[4] Wenn ich liege, sage ich mir: 'Wann stehe ich endlich wieder auf?' Doch die Nacht zieht sich dahin, und ich wälze mich herum, bis es dämmert.
[5] Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf, meine Haut ist verschorft und eitert.
[6] Wie ein Weberschiffchen fliegen meine Tage, ganz ohne Hoffnung schwinden sie dahin.
[7] Bedenke, dass mein Leben ein Hauch ist, mein Auge nie mehr Gutes sehen wird.
[8] Wer mich sehen will, erblickt mich nicht mehr, sucht mich dein Auge, bin ich nicht da.
[9] Die Wolke löst sich auf und verschwindet, und wer zu den Toten fährt, steigt nicht wieder auf.
[10] Er kehrt nicht mehr in sein Haus zurück, und seine Stätte kennt ihn nicht mehr."
[11] "So will auch ich meinen Mund nicht halten, will reden in meiner inneren Angst, will klagen voller Bitterkeit.
[12] Bin ich ein Ungeheuer oder ein Meer, dass du eine Wache gegen mich stellst?
[13] Wenn ich sage: 'Mein Bett soll mich trösten, mein Lager meine Klage ertragen',
[14] so erschreckst du mich mit Träumen, bringst mich durch Visionen in Angst,
[15] so dass ich lieber ersticken wollte, lieber den Tod als meine Knochen hier sehe.
[16] Ich bin es satt! Ich mag nicht ewig leben. Lass mich! Mein Leben ist doch nur ein Hauch.
[17] Was ist der Mensch, dass du ihn groß machst, dass du Acht auf ihn hast,
[18] dass du ihn jeden Morgen zur Rechenschaft ziehst, dass du ihn jeden Augenblick prüfst?
[19] Wann endlich blickst du von mir weg, dass ich in Ruhe meinen Speichel schlucken kann?
[20] Hab ich gesündigt? Was tat ich dir an, du Wächter der Menschen? Warum hast du mich zu deiner Zielscheibe gemacht? Warum werde ich mir selbst zur Last?
[21] Und warum vergibst du mein Vergehen nicht und erlässt mir meine Schuld? So lege ich mich jetzt in den Erdenstaub, und wenn du mich suchst, so bin ich nicht mehr."