< Hiob 14

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[1] "Der Mensch, geboren von der Frau, ist knapp an Tagen und unruhevoll.
[2] Er blüht wie eine Blume auf und verwelkt, er flieht wie ein Schatten, hat keinen Bestand.
[3] Doch über ihn hast du ein waches Auge, ihn ziehst du vor dein Gericht.
[4] Gibt es denn einen Reinen, der von Unreinen stammt? Nicht einen!
[5] Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monate fest, hast du ihm die Schranke gesetzt, die er niemals überschreiten kann,
[6] dann schau doch von ihm weg, dass er Ruhe hat, dass er wie ein Tagelöhner sich seines Tagwerks freuen kann!"
[7] "Denn für den Baum gibt es Hoffnung: Wird er gefällt, so schlägt er wieder aus, an Trieben fehlt es ihm nicht.
[8] Wenn seine Wurzel im Boden altert, sein Stumpf im Staub abstirbt,
[9] so sprosst er wieder vom Duft des Wassers, treibt Zweige wie ein Pflänzling.
[10] Der Starke aber stirbt und ist schwach, ein Mensch kommt um – und wo ist er?
[11] Wie Wasser aus dem See verschwindet, wie ein Strom austrocknet und versiegt,
[12] so legt der Mensch sich hin und steht nicht mehr auf; der Himmel vergeht, bevor er erwacht und geweckt wird aus seinem Schlaf.
[13] Ach, dass du mich bei den Toten verstecktest, mich verbirgst, bis dein Zorn vorüber ist, mir eine Frist setzt und dann an mich denkst!
[14] Wenn ein Starker stirbt, wird er wieder leben? Meine Dienstzeit lang wollte ich warten, bis meine Ablösung käme!
[15] Du würdest rufen und ich gäbe dir Antwort, du sehntest dich nach dem Werk deiner Hände.
[16] Dann zähltest du zwar meine Schritte, doch du hieltest mir meine Sünden nicht vor.
[17] Mein Vergehen wäre ein versiegeltes Bündel, meine Schuld hättest du übertüncht.
[18] Doch auch ein Berg stürzt ein und zerfällt, und ein Fels rückt von der Stelle.
[19] Steine werden vom Wasser zerrieben, das Erdreich schwemmt ein Wolkenbruch weg, und die Hoffnung des Menschen löschst du aus.
[20] Du überwältigst ihn, er geht für immer fort, du entstellst sein Gesicht und schickst ihn weg.
[21] Kommen seine Kinder zu Ehren, weiß er es nicht, kommen sie herunter, merkt er es nicht.
[22] Nur sein eigener Körper bereitet ihm Schmerz, nur um die eigene Seele trauert er noch."