< Psalmen 22

Listen to this chapter • 3 min
[1] Dem Chorleiter. Nach der Weise "Hirschkuh im Morgenrot". Ein Psalmlied von David.
[2] Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Warum bist du so weit weg? Du hörst mein Schreien nicht!
[3] Mein Gott, ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe bei Nacht und finde nicht Ruh!
[4] O Heiliger du, der in Israels Lobliedern wohnt!
[5] Unsere Väter vertrauten auf dich, ja, deiner Rettung vertrauten sie.
[6] Sie riefen zu dir und wurden gerettet; sie vertrauten auf dich, wurden niemals enttäuscht.
[7] Aber ich bin ein Wurm und kein Mann, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
[8] Die mich sehen, spotten über mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf.
[9] "Er hat es auf Jahwe gewälzt, der mag ihn jetzt retten, er hat ja Gefallen an ihm!"
[10] Aus dem Mutterleib hast du mich gezogen, an der Brust meiner Mutter mich Vertrauen gelehrt.
[11] Du bist mein Schutz, seit mein Leben begann, und mein Gott von meiner Mutter Leib an.
[12] Bleib nicht fern von mir, denn die Not ist so nah, und keiner, der helfen kann, ist da!
[13] Gewaltige Stiere kreisen mich ein, von Büffeln aus Baschan bin ich umringt.
[14] Sie reißen die Mäuler gegen mich auf; raubgierige Löwen brüllen mich an.
[15] Ich bin ausgeschüttet wie Wasser und ausgerenkt sind meine Glieder. Mein Herz zerschmilzt wie Wachs, als ob es in meinen Gedärmen zerfließt.
[16] Meine Kraft ist vertrocknet, dürr wie ein Scherben. Meine Zunge klebt am Gaumen fest; und in den Staub des Todes legst du mich.
[17] Denn mich umlauert die Meute der Hunde. Übles Gesindel hat mich umringt und hat mir Hände und Füße durchbohrt.
[18] All meine Knochen könnte ich zählen. Sie stehen dabei und gaffen mich an.
[19] Meine Kleider teilen sie unter sich auf, und mein Gewand verfällt ihrem Los.
[20] O Jahwe, du, bleib mir nicht fern! Du, meine Stärke, hilf mir und beeile dich!
[21] Rette mich vor dem Schwert meiner Feinde, mein Leben aus der Gewalt dieser Hunde.
[22] Reiß mich aus dem Rachen des Löwen, von den Hörnern der Büffel ziehe mich weg.
[23] Ich will deinen Namen den Brüdern verkünden. Vor der ganzen Gemeinde preise ich dich!
[24] Lobt Jahwe, alle, die ihr ihn fürchtet! Ihr Nachkommen Jakobs, bringt ihm das Lob! Israels Enkel, erschauert vor ihm!
[25] Denn er hat das Elend nicht gescheut, nicht verachtet den Bedürftigen; er hat sein Gesicht nicht abgewandt und hat seinen Schrei gehört.
[26] Von dir erzählt mein Lobgesang in der großen Gemeinde; vor denen mit Ehrfurcht vor dir, löse ich mein Ehrenwort ein. Und die Gott fürchten, sehen mir zu.
[27] Die sich vor ihm beugen, werden essen bis zur Sättigung. Die Jahwe suchen, werden ihn rühmen. Ja, für immer lebe euer Herz auf!
[28] Es werden daran denken die Enden der Erde, zu Jahwe sich kehren die Völker der Welt und sich beugen vor ihm.
[29] Denn Jahwe ist König, er herrscht über jedes Volk.
[30] Nur vor ihm beugen sich alle Großen der Erde; und alle, die in den Todesstaub sinken, knien vor ihm, alle, deren Leben zu Ende geht.
[31] Die Nachkommen werden ihm dienen, und einem neuen Geschlecht erzählen vom Herrn.
[32] Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit schildern dem Volk, das noch geboren wird; ja er hat es vollbracht.