< Hiob 16

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[1] Da erwiderte Hiob:
[2] "Ähnliches habe ich viel gehört, ihr alle seid leidige Tröster!
[3] Haben die windigen Worte ein Ende? Was sticht dich nur, dass du so widersprichst?
[4] Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wärt. Ich könnte mit Worten gegen euch glänzen, würde meinen Kopf über euch schütteln.
[5] Ich würde euch stärken mit meinem Mund, der Trost von meinen Lippen würde Linderung bringen."
[6] "Wenn ich rede, hört mein Schmerz nicht auf, lass ich es sein, geht er auch nicht fort.
[7] Ja, jetzt hat er mich erschöpft. Du hast mein ganzes Umfeld zerstört.
[8] Und du hast mich gepackt. Mein Verfall sagt gegen mich aus und erhebt sich als Zeuge. Ins Gesicht klagt er mich an.
[9] Sein Zorn zerreißt und verfolgt mich, er knirscht mit den Zähnen und durchbohrt mich mit seinem Blick.
[10] Sie reißen das Maul gegen mich auf, schlagen mir voll Hohn auf die Wangen, rotten sich zusammen gegen mich.
[11] Und Gott gibt mich den Schurken preis, stößt mich in die Hände der Bösen.
[12] Ich war in Frieden, da verstörte er mich; er hat mich beim Nacken gepackt und zerschmettert. Er stellte mich als seine Zielscheibe hin,
[13] seine Pfeile umschwirren mich. Erbarmungslos durchbohrt er meine Nieren, schüttet meine Galle zur Erde.
[14] Bresche um Bresche schlägt er in mich; er stürmt wie ein Krieger gegen mich an.
[15] Der Trauersack ist meine zweite Haut, kraftlos liege ich im Staub.
[16] Mein Gesicht ist rot vom Weinen, und meine Augen sind von dunklen Schatten umringt.
[17] Doch kein Unrecht klebt an meinen Händen, mein Gebet ist rein."
[18] "O Erde, deck mein Blut nicht zu, damit mein Schreien nicht zur Ruhe kommt.
[19] Nun aber seht! Im Himmel ist mein Zeuge, der in der Höhe für mich spricht.
[20] Meine Freunde sind es, die mich verspotten; mit Tränen blickt mein Auge zu Gott.
[21] Er schaffe Recht zwischen Mensch und Gott, zwischen dem Mann und seinem Freund.
[22] Denn die wenigen Jahre verstreichen, dann geh ich den Weg, der ohne Wiederkehr ist."